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Zeitschrift TRAUMA, Heft 4/2020: Schwerpunktthema: Kollegiale Nachsorge – Herausgegeben von Thomas Weber und Wolfgang Heiler) (Asanger Verlag)

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Themenschwerpunkt: Kollegiale Nachsorge (Hrsg. Thomas Weber, Wolfgang Heiler). Die Beiträge beziehen sich auf physische und psychische Gewalterfahrungen in Arbeitsfeldern, in denen das Risiko, Opfer von berufsbedingten Übergriffen zu werden, wesentlich höher ist als in anderen beruflichen Konstellationen. Dabei sind Traumatisierungen und Extrembelastungen in Krankenhäusern oder Heimeinrichtungen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln bzw. betreuen, oder in Justizeinrichtungen alltäglich.

 

Ausführlich werden die Unterstützungsbedarfe in Folge beruflicher Extrembelastungen aufgezeigt. Dabei werden wesentliche Aspekte der Kollegialen Nachsorge und Kollegialen Unterstützung herausgearbeitet. Beispielhaft wird dargestellt, wie diese niedrigschwelligen Unterstützungsangebote in den verschiedenen Bereichen umgesetzt werden.

 

 

 

Inhalt des Heftes:

 

Kollegiale Nachsorge bei psychischen Extrembelastungen am Arbeitsplatz (Wolfgang Heiler, Manfred Möllers)

Traumatisierende Extrembelastungen in Einrichtungen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln, gehören für deren MitarbeiterInnen häufig zum Arbeitsalltag. Dieser Artikel zeigt Argumente auf, warum es aus betrieblicher Sicht lohnt, den Langzeitfolgen durch Frühinterventionen entgegen zu wirken. Am Beispiel des Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) wird die Implementierung einer „Kollegialen Nachsorge“ in psychiatrischen Einrichtungen dargestellt. Es werden punktuell die anfänglichen Qualifizierungsmaßnahmen für die MitarbeiterInnen inhaltlich beschrieben. Abschließend werden Herausforderungen bei der Nachsorge für traumatisierte MitarbeiterInnen aufgezeigt.

 

Kollegiale Erstbetreuung nach belastenden Ereignissen für Beschäftigte in der Psychiatrie (Maria Stefani, Meinolf Noeker, Uli Koch)

Die kollegiale Erstbetreuung ist eine Maßnahme der Sekundärprävention zur sofortigen Unterstützung der Beschäftigten nach Gewalt oder anderen traumatischen Ereignissen im Berufsalltag. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen wurde dieses Konzept in allen psychiatrischen Einrichtungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe implementiert. Der nachfolgende Erfahrungsbericht stellt Begründungen, organisatorische Abläufe sowie die Gestaltungsmöglichkeiten der Umsetzung und die Weiterentwicklung dieses Nachsorgekonzeptes aus Sicht der Projektleitenden dar.

 

Kollegiale Nachsorge in der Praxis – Erfahrungsberichte von Betroffenen und ErsthelferInnen (Vera Lippert, Tanja Bukelis-Graudenz, Paula Heiler)

Anhand von Fallbeispielen werden die subjektiven Erfahrungen mit der Kollegialen Nachsorge in psychiatrischen Einrichtungen aus der Sicht der betroffenen MitarbeiterInnen und aus der Perspektive zweier ErsthelferInnen geschildert. Ergänzend wird im Sinne eines Best Practice-Beispiels ein Patenmodell in einem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Krankenhaus vorgestellt, in dem die Teammitglieder der Kollegialen Nachsorge kontinuierlich Kontakt zu ihren Patenstationen halten.

 

Kollegiale Nachsorge nach belastenden Ereignissen in den Justizvollzugs­einrichtungen des Landes NRW (Sina Granditzky, Gereon Schmidt, Thomas Weber)

Bedienstete im Justizvollzug werden in ihrem beruflichen Alltag wiederholt sowohl Zeuge als auch Opfer belastender, potenziell traumatisierender Situationen. Um psychische Folgeschäden abzuwenden, wurde in den Justizvollzugseinrichtungen das Konzept der Kollegialen Nachsorge implementiert, das eine unmittelbare psychologische Erstbetreuung Betroffener durch KollegInnen vorsieht. Der nachfolgende Artikel stellt den genauen Ablauf dieser Form der sekundären Prävention in der Praxis und dessen Besonderheiten am Beispiel der Justizvollzugseinrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen vor.

 

Die Kollegiale Nachsorge am Beispiel der Justizvollzugsanstalt Siegburg (Sven Bücherl, Jörg Böhnstedt, Alina Hoffmann)

Die Kollegiale Nachsorge im Rahmen der PSNV wird in den Justizvollzugsanstalten nach Übergriffen oder weiteren Vorfällen durch Insassen aktiv. Zur Prävention von psychischen Folgen finden Ansprachen der Bediensteten sowie bei Bedarf eine Vermittlung an externe Stellen statt. In diesem Artikel wird die Kollegiale Nachsorge der PSNV der Justizvollzugsanstalt Siegburg erläutert und beispielhaft dargestellt. Am Fall eines Suizides durch einen Insassen soll die Bedeutung der Kollegialen Nachsorge für den Justizvollzug deutlich werden.

 

Herausforderungen in der kollegialen Nachsorge bei Schuld- und Verursachungs­fragen – oder: „Man leidet mit!“ (Pia Andreatta, Thomas Beck)

Die Unterstützung von Kollegen durch Kollegen, kurz Peer Support, hat sich in den letzten Jahren in vielen beruflichen Feldern, wie Polizei, Rettung, Feuerwehr, Verkehrs- und Bahnbetrieb, Justizanstalt, Krankenhäuser, etabliert. Ein Themenfeld, das bei der kollegialen Nachsorge als besonders sensibel gelten kann, betrifft Fragen der Schuld, Verantwortung und (Mit-)Verursachung durch Kollegen z.B. durch Unfälle. In diesem Beitrag werden, basierend auf einer Verursacherstudie (Andreatta, 2015) sowie einer Erhebung bei N=17 Kollegen in der Nachsorge, die Herausforderungen von „Schuldeinsätzen“ herausgearbeitet und konkrete Hinweise für die Intervention durch Kollegen aufgezeigt.

 

Kollegiale Nachsorge im sozialen Bereich nach Suizid (Stefan Lieder, Gereon Schmidt)

Beschäftigte im sozialen Bereich haben ein hohes Risiko, einen Patienten- bzw. Klientensuizid zu erleben. Im Nachgang erleben auch professionell ausgebildete Betroffene häufig psychische Beeinträchtigungen und stellen ihre berufliche Kompetenz in Frage. Das Schaffen einer kollegialen Nachsorgestruktur stellt eine erste Möglichkeit zur Unterstützung Betroffener dar, ist aber in der Praxis häufig noch nicht hinreichend implementiert. Ein entsprechendes Konzept sollte bestimmten Anforderungen genügen, um Betroffene zu entlasten, und fest in der Struktur der jeweiligen Einrichtung verankert sein.

 

Kollegiale Nachsorge: Peer-Einsätze nach traumatischen Ereignissen (Gerd Reimann, Mattea Wehage, Miriam Stocker, Lisa Pieber)

In Organisationen kann es jederzeit zu Notfällen und Krisen wie Arbeitsunfällen, Verlust von Angehörigen, oder auch gehäuften Entlassungen kommen. Neben der körperlichen Erste Hilfe sollte auch an die psychologische Erste Hilfe gedacht werden. Durch die Ausbildung von internen Peers in einer Organisation können langfristige Schäden, wie zum Beispiel eine Posttraumatische Belastungsstörung, reduziert oder abgewendet werden. In diesem Artikel betrachten wir die Aufgaben, Ausbildung, Integration in den Notfallplan sowie die Wirksamkeit von betrieblichen psychologischen ErsthelferInnen in Organisationen.

 

Die Zeitschrift „TRAUMA – Kollegiale Nachsorge“ kann hier portofrei für 19 Euro bestellt werden:

 

 

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