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Zeitschrift TRAUMA

TRAUMA, Heft 4/2021: Schwerpunktthema: Traumaarbeit weltweit

Themenschwerpunkt:Traumaarbeit weltweit (Hrsg. Celina Rodriguez Drescher). Die Beiträge lenken den Blick auf traumatische Ereignisse und Extremtraumatisierungen in verschiedenen Regionen der Welt: Argentinien, Australien, Guatemala, Indien, Iran, Norwegen, Sri Lanka und Südafrika. Es handelt sich um individuelle und kollektive, politisch induzierte, historische Traumata - man-made-disasters. Den vielen Arten von Katastrophen entspricht die Vielfalt der Traumatherapien und Verstehensansätze, mit denen Helferinnen und Helfer den schweren Erschütterungen des Welt- und Selbstverständnisses jeweils begegnen. Im Mittelpunkt der Beiträge steht deren Arbeit mit traumatisierten Menschen in der jeweils eigenen Kultur, orientiert an deren "Leidensrealität". Es geht um kontextabhängige organisatorische Hilfe und Unterstützung und vor allem auch darum, dass Traumatisierte Gehör erlangen und ihre Geschichte erzählen können.



Inhalte des Heftes:

Kulturelle Vorstellungen und Traumabewältigung – Betrachtungen aus indischer Sicht (Sankarasubramanyan Ramamoorthy)

Eine biologische und krankheitsorientierte Sichtweise neigt dazu, die Art und Weise, wie Menschen und Gemeinschaften auf ein Trauma reagieren, zu verallgemeinern. Der Anspruch an die Interventionen ist, dass sie weltweit „funktionieren". Allerdings sind auch Kultur und Glaubenssysteme ausschlaggebend für die Widerstandsfähigkeit gegenüber Traumata; es gibt nicht den einen universellen Weg. In diesem Beitrag biete ich eine qualitative Perspektive an und stelle einige Hypothesen darüber auf, wie die Menschen in Indien auf der Grundlage ihrer Kultur und ihrer Glaubenssysteme auf das psychologische Trauma der Covid-19-Pandemie reagierten (und immer noch reagieren).

Katastrophale Einsamkeit: Die Dynamik der sekundären Traumatisierung im Kontext weltweiter Traumaarbeit (Anna Krimmer, Pia Andreatta)

Weltweite Traumaarbeit im Kontext von Krieg stellt eine große Herausforderung und Belastung für die Professionellen dar. Sie laufen Gefahr, infolge ihrer Arbeit sekundär traumatisiert zu werden. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit Besonderheiten sekundärer Traumatisierung infolge der therapeutischen Arbeit mit Folterüberlebenden und Kriegstraumatisierten. Dazu wird zunächst näher auf Extremtraumatisierung und Folter Bezug genommen und theoretische Ansätze zur Konzeption der Sekundären Traumatisierung vorgestellt. Anschließend wird anhand einer ausgewählten Einzelfallanalyse die besondere Dynamik von Folter aufgezeigt und deren Bedeutung für die Therapeuten herausgearbeitet.

Trauma und Empathie in der Supervision in Guatemala (Elisabeth Rohr)

Dieser Artikel beschäftigt sich theoretisch und anhand eines Fallbeispiels mit den Schwierigkeiten wie auch mit den Möglichkeiten, ein Trauma supervisorisch zu verstehen und zu bearbeiten, und zwar in einem fremdkulturellen Kontext, hier in Guatemala. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie sich Empathie in affektives Verstehen transformieren lässt, um auf diese Weise eine Annäherung an das zugrundeliegende Trauma zu ermöglichen und den damit verbundenen Konflikt supervisorisch zu bearbeiten.

Who cares for the carers? Vulnerabilität, Care und Widerstand in der Polypandemie (Julia Manek, Usche Merk)

Die Polypandemie verschärfte die ungleich verteilte Produktion von Vulnerabilität. Anstelle von Resilienz[-]programmen werden verschiedene Formen von Care zum Kitt, der Gesellschaften vor dem Auseinanderbrechen bewahren soll. Als kritische Hilfs- und Menschenrechtsorganisation gilt es, Formen von Care Arbeit für Partnerorganisationen in Ländern des Globalen Südens zu leisten, die es ermöglicht, trotz multipler Belastungen auch für würdige Lebens- und Arbeitsbedingungen streiten zu können – und relationaler Teil der Welt zu sein.

Danach ist für immer – Zur unaufhörlichen Trauerarbeit von Angehörigen der „Verschwundenen“ in Argentinien (Cristian Alvarado Leyton)

In diesem Beitrag spreche ich über das Leben einer Angehörigen von „Verschwundenen“ in Argentinien. Früh wurde sie politisch aktiv bei den Großmüttern der Plaza de Mayo und versuchte zugleich, ein „normales“ Familienleben fortzuführen. Endlose Trauerarbeit – für sich, in Therapie, öffentlich – und politischer Aktivismus verleihen ihrem Leben einen brüchigen Eigensinn, der der radikalen Beschädigung von Menschen als sozialen Wesen durch das politische Verschwindenlassen entgegenwirkt.

Eine Nation und eine Organisation in der Krise: Norwegen nach dem Terroranschlag vom 22. Juli 2011 (Renate Grønvold Bugge)

Der Artikel beschreibt die akute Situation nach dem Terroranschlag, insbesondere die Arbeit mit dem Management der betroffenen politischen Organisation, der Arbeiterpartei, und wie das Land in den ersten Wochen erschüttert war. Die Arbeiterpartei war zu diesem Zeitpunkt an der Regierung und hatte das Mandat, sich um die Bevölkerung zu kümmern. Ferner trug sie als Arbeitgeberin die Verantwortung für ihre Angestellten, die unmittelbar oder im weiteren Sinne von dem Attentat betroffen waren. In dem Artikel wird auch darüber nachgedacht, wie die Gesellschaft später mit diesem traumatischen Erlebnis umging. Wie ist die Situation heute, zehn Jahre später?

Australiens „Chosen Trauma“ und die Folgen für die Asylpolitik des Landes (Jenny Smith)

In diesem Beitrag werde ich aus einer psychodynamischen Perspektive Australiens Asylpolitik beleuchten – insbesondere die Behandlung derjenigen, die versuchen, mit dem Boot nach Australien zu gelangen. Ich stelle die These auf, dass das Versagen der Australier, die sozialen Probleme zu lösen, die auf den Kolonialisierungsprozess zurückzuführen sind, in der australischen Großgruppenidentität zu einer/m verflochtenen chosen glory/trauma geführt hat. Es wird aufgezeigt, wie das verdrängte Trauma der Kolonialisierung dazu beitragen kann, die forwährende Popularität der moralisch problematischen Politik Australiens in Bezug auf Asylsuchende zu erklären.

Abandoned Bodies, Lost Gods: A Bioenergy Economy-based Trauma Therapy in Iran – a Case Study Farzad Goli (Farzad Goli)

Bioenergy Economy (BEE) ist ein neues kontext- und evidenzbasiertes Therapiemodell, das die Entwicklung von Körperbewusstsein unterstützt. Veränderungsziele in der BEE-basierten Traumatherapie fokussieren Körperwahrnehmung, Narrative, interpersonelle Beziehungen und bewusstes Handeln, um erstarrte bedeutungsgenerierende (vorsprachliche und symbolische) kognitive Strukturen der TraumapatientInnen schrittweise zu dekonstruieren. Die Studie widmet sich der BEE-basierten Traumatherapie einer jungen Frau in einer existenziellen und religiösen Notlage, deren posttraumatische Belastungsstörung als Folge von häuslicher Gewalt erfolgreich therapiert werden konnte (Artikel in engl.)

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